Patriotische Gesellschaft von 1765
8. August 2023Klimawandel: Auswirkungen auf Ihren Versicherungsschutz
3. Mai 2024„Das Glas ist bei mir immer halb voll!“
125 Jahre Gayen und Berns Homann – Interview mit Malte Mengers, Sprecher unserer Geschäftsführung, über Gründe und Auswirkungen unseres Zusammenschlusses mit der GGW Group, Verantwortung als Arbeitgeber, Meilensteine der Vergangenheit, Antworten auf die Herausforderungen der Gegenwart, Pläne für die nahe Zukunft – und persönliche „Mitbringsel“ aus aller Welt.
Redaktion: Herr Mengers, normalerweise würde man anlässlich eines so beeindruckenden Firmenjubiläums zunächst die Vergangenheit Revue passieren lassen. Doch bei Ihnen ist die Gegenwart gerade deutlich spannender. Welchen historischen Schritt ist die Gayen und Berns Homann Gruppe kürzlich gegangen?
Malte Mengers: Wir haben uns, aus sehr guten und wohlüberlegten Gründen, einer größeren Maklergruppe angeschlossen. Unter dem Dach der Leading Brokers United bilden wir nun zusammen mit drei weiteren Hamburger Maklerhäusern ein schlagkräftiges Netzwerk. Im Verbund gehören wir zu den Top-3 Versicherungsmaklern in der DACH-Region.
Redaktion: Demnach dürfte der Faktor Größe einer der Gründe für diesen Zusammenschluss gewesen sein. Was hat sie außerdem dazu bewogen?
Malte Mengers: Zunächst würde ich es statt „Größe“ lieber „Stellung im Markt“ nennen. Viel wichtiger waren uns vier Geschäftsführern aber andere Punkte, insbesondere vor dem Hintergrund aktueller Herausforderungen, denen sich die gesamte Branche stellen muss. Wir haben uns also gefragt: Wie stark können wir künftig noch auftreten? Haben wir genug Einkaufsmacht gegenüber den Versicherern? Inwiefern können wir gegenüber Mitbewerbern weiterhin herausstechen? Was müssen wir tun, um ein A-Makler zu bleiben? Und gleichzeitig: Wie können wir Kunden weiterhin für uns begeistern, mit ihnen auf Augenhöhe bleiben?
Redaktion: GBH war seit der Gründung durch Max Gayen im Jahr 1899 inhabergeführt, man kann von einer familiären Atmosphäre sprechen – immerhin hat bereits ihr Urgroßvater Hans Martin Berns das Unternehmen mitgeleitet. Wie reagieren die Mitarbeitenden auf die Neuausrichtung?
Malte Mengers: Die, und das werden sie bestimmt schnell spüren, waren sogar mitausschlaggebend für die Entscheidung. Wir sind uns der Verantwortung, Arbeitsplätze und damit das Wohlergehen der Familien zu sichern, sehr bewusst. Im Verbund können wir ja nicht nur nach außen und gegenüber Kunden sowie Versicherern noch selbstbewusster auftreten – also mehr Marktmacht, mehr fachliche Tiefe, umfassendere Dienstleistungen, reibungslosere Prozesse bieten. Damit erhalten wir auch unsere Stabilität als Unternehmen. Obendrein tun sich ganz neue Karriereoptionen auf, neue Möglichkeiten der Fortbildung. Ich bin überzeugt, wir werden als Arbeitgeber noch solider, vertrauenswürdiger und attraktiver.
Redaktion: Wenn wir schon beim Thema Attraktivität sind: Was zeichnet GBH grundsätzlich aus? Für welche Werte stehen sie heute – als alteingesessenes hanseatisches Maklerhaus, das aber gleichzeitig deutschlandweit und international tätig ist?
Malte Mengers: Neben vielen anderen Eigenschaften zeichnet uns sicherlich unsere Verlässlichkeit aus. Das mag platt klingen, ist es aber nicht immer Usus in unserer Branche. Wir setzen auf nachhaltige, soll heißen, langfristige Geschäftsbeziehungen, auf Augenhöhe mit unseren Kunden, ehrlich gegenüber den Versicherungen und fair gegenüber Wettbewerbern. Obwohl wir offen gegenüber Trends sind, halten wir einem guten alten Prinzip die Treue: Der Handschlag gilt! Wir orientieren uns nicht nur an den Bedürfnissen der Kunden und pflegen einen außerordentlich partnerschaftlichen Umgang, wir legen auch großen Wert auf einen persönlichen Draht zu unseren Mitarbeitenden. Es gilt, deren Sorge und Nöte zu kennen, Rücksicht zu nehmen, immer ein offenes Ohr zu haben, anstatt nur stur an die Rendite zu denken.
Redaktion: Apropos Puls der Zeit: um zwei Themen kommt sicherlich auch GBH nicht herum. Wie stellen sie sich den Herausforderungen der Digitalisierung und den gebotenen Anforderungen an Nachhaltigkeit?
Malte Mengers: Tatsächlich haben wir früh begonnen, uns mit der Digitalisierung unserer Prozesse auseinanderzusetzen. Und zwar nicht nur, um Kosten im Griff zu behalten, sondern auch, um klare Mehrwerte für Kunden zu schaffen: schneller werden, Qualität steigern, das Erlebnis verbessern. Wir haben uns auch früh mit Start-ups beschäftigt. Denen ging es ja zunächst oft darum, Konkurrenz zu klassischen Maklern wie uns zu schaffen. Das hat sich aber als schwieriges Unterfangen herausgestellt, da fehlte es im Backend dann doch oft an der notwendigen Automatisierung der Prozesse. Also haben sie sich auf Teile der Wertschöpfungskette konzentriert: digitale Schadenservices, Bewertung von Immobilien auf Knopfdruck, die Anreicherung und Strukturierung von Kundendaten… Datenqualität ist ohnehin ein großes Thema, um schnittstellenfähig zu bleiben. Und alles das, das schauen auch wir uns sehr genau an.
Was die Nachhaltigkeit angeht, haben wir als Dienstleister glücklicherweise keine energieintensiven Produktionsprozesse. Trotzdem haben wir uns extra von einer Zertifizierungsfirma durchleuchten lassen, um zu erfahren, wo wir mehr tun können.
Ein paar Stellschrauben ziehen wir dementsprechend an, ob es der Bezug von Ökostrom ist, die Ansage, Geschäftsreisen in erster Linie mit der Bahn zu unternehmen, Pendler bei umweltbewusster Mobilität zu unterstützen etc.
Redaktion: Welche Rolle spielt der Megatrend KI bei GBH?
Malte Mengers: Klar, auch damit beschäftigen wir uns sehr intensiv. Konkrete Anwendungsmöglichkeiten sehen wir zum Beispiel, wenn es darum geht, Synopsen zwischen unterschiedlichen Bedingungswerken herzustellen. Das gelingt mit Hilfe einer KI deutlich schneller und einfacher. Und natürlich denken wir über Chatbots nach, um auch im Kerngeschäft des gewerblichen Bereichs, automatisiert hochwertige Aussagen treffen zu können.
Redaktion: Kommen wir von der KI zur KK – also zur Kristallkugel: Was können sie uns für die nahe Zukunft von GBH prophezeien?
Malte Mengers: Nun, die weitreichendste Maßnahme wird sicherlich sein, was wir erst jüngst als logischen nächsten Schritt nach unserem Beitritt zu LBU beschlossen haben: nämlich aus den 4 Partnern GBH, Burmester, Duncker & Joly (BDJ), Gossler Gobert & Wolters (GGW) sowie von Rauchhaupt & Senftleben (vR&S) ein Unternehmen zu machen. Wir wollen geschmeidig verschmelzen, gerade auch hinsichtlich der glücklicherweise sehr ähnlichen Firmenkulturen. Da ist kürzlich der Startschuss gefallen.
Redaktion: Welche Meilensteine würden sie seit dem Startschuss des Unternehmens im Jahr 1899 noch herausheben?
Malte Mengers: Oh, das ist schwer, in all den Jahren ist so viel passiert. Wir haben zwei Kriege und mehrere Wirtschaftskrisen überstanden. Dabei hat sich das Unternehmen ständig fortentwickelt. Um nur ein paar Highlights aus unserer bewegten Historie zu nennen: Im Laufe der Zeit wandelte sich zunächst unsere Tätigkeit, von der reinen Transportagentur zum breit aufgestellten Maklerhaus. Hans Martin Berns stieg in das Unternehmen ein, die Fusion mit der Firma Friedrich Homann spielte eine erhebliche Rolle genauso wie der Kauf von Unternehmen an unseren Standorten in Köln und Baden-Baden. Wir wurden eine stetig wachsende Gruppe, ob nun durch Zukäufe oder Gründung neuer Spezialitätenmakler, man denke an GBH Kredit oder die GBH Finanz und Vorsorge GmbH. Nicht zuletzt haben uns die Gründungen diverser Niederlassungen noch näher an die Kunden in ganz Deutschland gebracht.
Redaktion: Und was hat sie, um zum Abschluss ein bisschen persönlich zu werden, zu GBH und zur Position des Geschäftsführers gebracht? Verraten sie uns im Schnelldurchlauf Ihren Werdegang?
Malte Mengers: Ausnahmsweise (lacht, Anm. d. Red.). Ich bin in Hamburg geboren und aufgewachsen, habe nach dem Abitur eine Zeit lang in Spanien verbracht, um die Sprache zu lernen, und dann an der European Business School (EBS) in Oestrich-Winkel dreisprachig BWL studiert. In diesem Rahmen durfte ich jeweils ein Semester in San Francisco und eines in Buenos Aires verbringen, ehe ich mit dem Diplom in der Tasche im Jahr 2002 bei der Allianz als Trainee anfing. Nach zwei Jahren fing ich bei einem global tätigen Makler in New York an, wo ich in einem tollen Team sehr große Kunden mitbetreute. 2006 stieg ich dann bei GBH ein, also klassisch ins elterliche Unternehmen. Zuerst war ich sechs Jahre lang Kundenbetreuer, ehe ich in die Geschäftsleitung aufstieg. Was mich als junger Mensch auch sehr prägte, waren meine Reisen. Mehrere Lang- und Kurzstreckensegelregatten, eine über den Pazifik, von Hawaii nach Japan, oder 2018 über den Atlantik. oder die dreimonatige Reise durch Mittel- und Südamerika.
Redaktion: Wow, da sind sie ja ganz schön herumgekommen! Was haben sie unterwegs gelernt, dass ihnen heute als Geschäftsführer zugutekommt?
Malte Mengers: Die Reisen haben mir den Horizont geöffnet. Ich bin dadurch in der Lage, die Perspektive zu wechseln, den Blick immer offen zu haben für neue Ideen. Ich schaue gern und bewusst über den Tellerrand – und, ganz wichtig: Das Glas ist bei mir immer halb voll. Mit dieser deutschen Miesepeter-Mentalität kann ich gar nichts anfangen, dieser ständigen Suche nach Schuldigen, wenn etwas mal nicht nach Plan läuft oder nicht geklappt hat. Da sage ich lieber: Fehler sind okay. Lass uns daraus lernen und sicherstellen, dass er nicht wieder passiert. Nicht zu vergessen: Bei diesen Reisen habe ich Teamfähigkeit gelernt. Eine Eigenschaft, die ich für essenziell halte für Führungskräfte. Wenn man Großes erreichen will, hole man sich die besten Leute an einen Tisch und arbeite zusammen. Und wenn etwas schief geht, stelle man sich gefälligst hinter das Team, stärke ihm den Rücken!
Redaktion: Abschließend, ganz profan: Wie fühlt es sich an, einem so altehrwürdigen Unternehmen voranzustehen?
Malte Mengers: Das erfüllt mich durchaus mit Ehrfurcht. Ich bin ja grundsätzlich eher einer, der nach vorne blickt. Aber ich sage auch: Man muss die Vergangenheit kennen, um die Gegenwart zu verstehen. Auf jeden Fall können wir alle bei GBH stolz darauf sein, wie wir das Unternehmen lebendig halten und immer weiterentwickeln.
Malte Mengers ist 1976 in Hamburg geboren, verheiratet, und hat drei Kinder. Seit 2012 gehört er der vierköpfigen GBH-Geschäftsführung an und begleitet Themen wie Vertrieb, Marketing und Prozessoptimierung.