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Dr. Colin Sailer, einer der bekanntesten Sachverständigen der Branche
Trotz verbesserter Technik gehören in Druck- und Medienbetrieben Ausfälle von Maschinen und Peripheriegeräten zum Alltag. Um in Erfahrung zu bringen, was den Stillstand ausgelöst hat, beauftragen Versicherungen häufig vereidigte Sachverständige für Druckmaschinen, Druck- und Druckereitechnik. Einer der bekanntesten in der Branche ist Dr. Colin Sailer.
Gutachter werden? Das war für Dr. Colin Sailer zunächst gar kein Thema. Nachdem er sein Maschinenbaustudium und seine Promotion erfolgreich abgeschlossen hatte, stand zunächst eine Karriere als festangestellter Mitarbeiter auf dem Plan. Bei einem bekannten Druckmaschinenbauer in Augsburg stieg er bis zum internationalen Serviceleiter und Prokuristen auf, ehe er 1998 zu einem Zulieferer für Lacke und andere Verbrauchsmaterialien wechselte. Wie es im detaillierten Lebenslauf auf der Homepage des Ingenieurs heißt, ging es bei dieser Tätigkeit unter anderem um „das Zusammenspiel zwischen Druckmaschinen/-komponenten und Verbrauchsmaterialien, wie Öle, Feuchtwasserzusätze, Lacke, Farbe hinsichtlich Druckqualität, Werterhalt Druckmaschine“.
Markt und ein wenig Glück
Der Wechsel zu der von nun an sehr erfolgreichen Gutachtertätigkeit erfolgte 2005. Begründet lag dieser in neuen Marktchancen – eine Portion Glück war aber auch dabei. „Mir fiel auf“, erzählt Sailer, „dass sich zu Beginn der Jahrtausendwende die Maschinenausfälle in den Druck- und Medienbetrieben häuften und die Fehlersuche für Versicherungen, aber auch für die Unternehmer selbst, immer wichtiger wurde.“ Als ein Freund ihm vorschlug, doch sein enormes Fachwissen dafür zu nutzen, zögerte Sailer nicht. Er bewarb sich um die Bestellung zum Gutachter bei der IHK München/Oberbayern und bestand die anspruchsvollen Eingangsprüfungen mit Bravour. Weil Gutachter für andere Wirtschaftsbereiche zu dieser Zeit verfügbar waren, im Bereich Druck und Medien hingegen ein echter Experte fehlte, nahm Sailer die Gelegenheit wahr und begann unmittelbar danach mit seiner selbständigen Tätigkeit.
Umfangreiches Portfolio
Um zu beschreiben, was diese umfasst, hilft der Blick auf die Homepage des Gutachters. Unter der Überschrift „Sachverständigengutachten (in deutscher und englischer Sprache im In- und Ausland)“ sind hier die vielen verschiedenen Kundensegmente aufgelistet, für die die Print & Maschinenbau · Dr.-Ing. Colin Sailer seit vielen Jahren tätig ist: Auf Gerichte folgen Versicherungen, Banken, Leasinggesellschaften und Behörden. Unternehmer ergänzen die umfangreiche Liste. Was für die unterschiedlichen Auftraggeber zu tun ist, entscheidet sich immer wieder von Neuem. Die Bandbreite reicht von Schadensgutachten nach Bränden über die Berechnung von Restwerten bis hin zur Ermittlung von Ursachen, die eine Maschine zum Ausfallen gebracht haben. Und sogar Insolvenzverwalter gehören zu Sailers Kundenkreis. Bei der Abwicklung einer Druckerei sollte der Wert des vorhandenen Equipments ermittelt werden. Seit über zehn Jahren arbeitet Sailer auch mit der GAYEN & BERNS · HOMANN GMBH zusammen.
Gute Kontakte und ständige Weiterbildung
So mannigfaltig wie die Auftraggeber sind auch die technischen Geräte, die Sailer beherrschen muss. In den zahlreichen Eintragungen auf der Homepage tauchen neben Bogendruck- und Digitaldruckmaschinen auch Kühl- und Dosierstationen für Feuchtwasser oder Temperiergeräte für Walzen und Lackierwerke auf. Bei den technischen Abläufen, die geprüft und begutachtet werden, geht es von der Druckqualität über die Papiersorten bis hin zur Weiterverarbeitung und Logistik. „Um hier immer auf dem neuesten Stand zu sein, helfen meine guten Kontakte zu den Unternehmen, vor allem aber ständige Weiterbildung.“
Vor Gericht
Ein großer Teil von Sailers Arbeit spielt sich vor Gericht ab. „Wenn es zum Beispiel Streit um Schadenszahlungen gibt, beauftragt mich die Justiz mit der neutralen Klärung der Ursache“, so Sailer. Diese Gerichtsgutachten unterscheiden sich damit massiv von den sogenannten Parteigutachten, die von einem Beklagten oder Kläger in Auftrag gegeben und vor Gericht wie eine Zeugenaussage betrachtet werden. Eine weitere Variante stellen Schiedsgutachten dar. Wird ein solches in Auftrag gegeben, unterwerfen sich beide Parteien bedingungslos dem Ergebnis.
Bohrungen waren noch zu sehen
Gibt es einen Auftrag, der besonders in Erinnerung geblieben ist? Sailer braucht nicht lang, um auf die Frage zu antworten. Vor einigen Jahren, so der Gutachter, sei er beauftragt worden, das Alter von fünf Maschinen und damit deren Wert zu bestimmen. Bei der Prüfung der Geräte sei klar geworden, dass die Verkäufer kurzerhand die Typenschilder ausgetauscht und damit die Geräte verjüngt hatten. Die Besonderheiten an dem Fall: Eine der Maschinen sollte ausgerechnet bei der Polizei zum Einsatz kommen. Davon abgesehen war der Betrug so schlecht gemacht, dass die Aufdeckung nicht schwer war. Sailer: „Es waren sogar noch die Bohrungen für die zuvor angebrachten Typenschilder zu sehen.“